Gemeinsame Projekte Künstler und Behinderte

 

Ohne Vorgaben mit der Arche ins Paradies

Lena Bosch arbeitet mit behinderten Schülern für das Künstlerprojekt Crescende im Diözesanmuseum


Den behinderten Schülerinnen und Schülern gibt Lena Bosch Tipps (links). Die Rollstuhlfahrerinnen suchen sich Utensilien für ihre Collage zusammen (rechts).

Das Paradies und die Arche Noah haben sich als Themen für „Crescende“ mit Lena Bosch entwickelt, und nicht Himmel und Hölle, wie ursprünglich eigentlich vorgesehen. Bei dem Künstlerprojekt mit behinderten Schülerinnen und Schülern aus der Bischof-Wittmann-Schule und dem Pater-Rupert-Mayer-Zentrum ging es der Künstlerin vor allem darum, dass alle Beteiligten „völlig frei“ arbeiten können.

Vorgaben wie in der Schule hat Lena Bosch eher als schlecht in Erinnerung. Sie sollten bei dem Künstlerprojekt, das der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen organisiert hat, nicht als Richtschnur gelten. Die eigenen Ideen eines jeden Beteiligten sollten zum Tragen kommen. Lena Bosch hat dafür in den Räumen des Diözesanmuseums am Emmeramsplatz eine Menge alter Museumsplakate bereitgelegt. Dr. Hermann Reidel und Dr. Maria Baumann, die das Projekt museumspädagogisch unterstützen, haben sie zur Verfügung gestellt. Religiöse Themen waren damit vorprogrammiert.


Auch am Boden im Diözesanmuseum malen die Behinderten Künstler beim Projekt „Crescende“.

In den großen Ausstellungsräumen des Diözesanzentrums ist viel Platz. Die zwölf behinderten Schülerinnen und Schüler, vier von ihnen im Rollstuhl, sitzen um einen großen Tisch und schneiden und kleben. Die Betreuerinnen Adelgunde Stubenrauch von der Bischof-Wittmann-Schule und Petra Schulz vom Pater-Rupert-Mayer-Zentrum helfen ihnen dabei. Zwei behinderte Schüler liegen am Boden und malen. An einem andern Tisch wühlt eine Gruppe nach Plakaten, schneidet Figuren und Symbole aus, klebt sie in andere Plakate hinein und baut so individuelle Collagen zusammen. „Sie haben sich ganz autonom ganz abstrakte Sachen ausgedacht“, urteilt Lena Bosch, die seit drei Jahren hauptsächlich in Salzburg regelmäßig mit etwa zehn Behinderten in den Bereichen Kostümbild, Co-Regie und Fotographie zusammenarbeitet.


Die Bilderauswahl für die Ausstellung am 17. Oktober fällt der Künstlerin gar nicht leicht.

Im Raum daneben liegt eine ganze Palette von bereits fertigen Kunstwerken auf dem Boden: Eine Schutzmantel und eine schmerzhafte Madonna, eine Krippenszene, eine gelbe Sonne und ein leuchtend rotes Herz auf einem Pappteller oder die Heilige Maria mit Blumen im Herzen sind dabei. Nach den Collagen haben die behinderten Künstler eigene Ideen entwickelt und mit Buntstiften, Wachsmalkreiden, Pinsel oder Bleistift erstaunlich kreative Bilder gemalt. Einige davon sind bereits in der St. Ulrichskirche gleich neben dem Dom ausgestellt. Eine Auswahl der entstandenen Kunstwerke wird am nächsten Freitag von 8 bis 17 Uhr im Kulturspeicher im Regensburger Hafen (Nahe der Nibelungenbrücke) bei einer öffentlichen Ausstellung zu sehen sein. Der Eintritt ist dabei frei, Spenden werden erbeten.

Ausgestellt wird im Kulturspeicher auch die Arche Noah, „mit der man ins Paradies fahren kann“. Die behinderten Künstler haben sie an ihrem dritten Crescende-Projekttag als Gemeinschaftswerk entwickelt. Jeder hat dazu seinen Beitrag geleistet. Die behinderten Künstler haben Tiere, Pflanzen und schöne Symbole entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich schon auf die Ausstellung ihrer Kunstwerke tagsüber und den öffentlichen Präsentationsabend am 17. Oktober ab 19 Uhr im Kulturspeicher, bei der sie als Künstler ihre Werke vorstellen und auch verkaufen dürfen. Einer der jüngsten Künstler zeigt Lena Bosch voller Stolz sein Bild und fragt: „Ob ich dafür 100 Euro bekommen werde?“

 

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