Gemeinsame Projekte Künstler und Behinderte

 

So diszipliniert wie die echten Künstler

Crescende mit Edith Breitbeil im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum


Edith Breitbeil arbeitet im Projekt "Crescende" mit der Klasse 4b im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum in Regensburg.

"Ihr dürft mit einer echten Künstlerin arbeiten", hat Klassenlehrerin Kerstin Nolte ihren elf Kindern in der 4 b im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum in Regensburg angekündigt. Die Kinder waren schon ganz heiß und fragten immer wieder nach, wann die Künstlerin nun endlich komme. Die Klasse von Sonderschullehrerin Nolte darf beim Künstlerprojekt "Crescende" mit der Malerin Edith Breitbeil zusammenarbeiten.

Im Juli war es dann endlich so weit. Erwartungsvoll und angespannt begrüßten die behinderten Kinder die Künstlerin in ihrem Klassenzimmer. Ganz aufmerksam hörten sie den Erklärungen der Künstlerin zu. Edith Breitbeil, die Malerei als Sprache einsetzen und durch Bilder Kommunikation zu andern Menschen herstellen will, geht meist vom Gegenständlichen aus. Deshalb hat sie auch für die Kinder einen ganz konkreten Auftrag.

Als erstes eine Skizze

"Wir brauchen jetzt ein Blatt und einen Buntstift", beginnt die Künstlerin. Kerstin Nolte sorgt dafür, dass jedes Kind mit den nötigen Utensilien ausgerüstet ist. Mit nur einem Buntstift sollen die Kinder jetzt auf das Blatt zeichnen, was sie am allerliebsten mit ihrer Freundin, mit ihrem Freund machen. Einige malen gleich darauf los, andere müssen erst etwas nachdenken. Aber es dauert keine zehn Minuten und alle Kinder haben etwas Konkretes auf ihr Blatt gezaubert. "Wie die echten Künstler", so Edith Breitbeil, "habt ihr jetzt als erstes eine Skizze angefertigt." Beim Malen sei es nämlich ganz wichtig, eine gewisse Disziplin einzuhalten, damit etwas entstehen kann. Man dürfe nicht einfach darauf los pinseln, betont Edith Breitbeil.

Ihr habt wunderschöne Ideen gehabt, freuen sich Edith Breitbeil und Kerstin Nolte über die Ergebnisse. Die Skizzen dienen nun als Vorlagen für Bilder auf einem großen Malkarton. Jedes Kind darf sich auf dem gemeinsamen Karton einen Platz aussuchen und dort sein Bild nach der Skizze aufmalen.

Helle und frohe Farben

Die Künstlerin versucht den Kindern zunächst den Umgang mit Farben und Formen zu erklären und zu vermitteln. Eine der Farbübungen ist, "flächendeckend" zu malen. Jedes Bild brauche nämlich zuerst einen Hintergrund. Kerstin Nolte hat bereits einen Tisch abgedeckt, Farben und Wasser bereit gestellt. "So, jetzt brauchen wir aber noch die Malkittel!" Falko und Hanna dürfen miteinander beginnen, die Hintergrundfarbe aufzutragen. Die Klasse hat sich für hellblau entschieden. Für die liebste Beschäftigung mit Freund oder Freundin braucht man schließlich eine helle und frohe Farbe.

"Langsam, Kevin", hilft Edith Breitbeil und erklärt, dass er "so richtig schön breit" malen soll. Grundieren heißt, die Farbe von einer Seite zur anderen langsam und flächendeckend aufzutragen und nicht rumzuschmieren. "Darf ich dann auch ausmalen", kann es Patrik kaum mehr erwarten, bis er an der Reihe ist. Jedes Kind darf nämlich ein Stückchen vom Hintergrund auftragen. Das Bild soll schließlich eine Gemeinschaftsarbeit werden.

Konzentriert und angespannt bei der Arbeit

Edith Breitbeil malt am liebsten mit Acrylfarben. Mit den Behinderten hat sie sich aber für Wasserfarben entschieden. Gerade bei dieser trockenen Sommerhitze kommen die Kinder mit Acrylfarben nämlich schlecht zurecht, "weil Acryl so schnell trocknet". Und bei den Wasserfarben hatten die Kinder mit den Vorübungen bereits gelernt, dass die Farben mit viel Wasser ineinander verlaufen. Mit wenig Wasser und relativ trockenen Wasserfarben kann man dagegen abgrenzen und klare Linien betonen. Aufmerksam hören die Kinder auf die Erklärungen der Künstlerin und versuchen sie - konzentriert und angespannt bei der Arbeit - genau zu befolgen. Und umso mehr staunen sie dann, dass genau das herauskommt, was Edith Breitbeil ihnen vorher gesagt hatte. Stolz präsentieren die Kinder mit ihrer Klassenlehrerin dann dem Mann von der Zeitung die ersten Kunstwerke, die sie mit der Künstlerin bereits angefertigt haben.


Klassenlehrerin Kerstin Nolte mit mit Künstlern aus ihrer Klasse

Text und Fotos: Engelbert Weiß



 

 

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