Gemeinsame Projekte Künstler und Behinderte

In entspannter Atmosphäre bringt Malen einander näher

Crescende mit Claudia Graf


Miteinander Neues lernen: Claudia Graf (rechts) und Kollegin Gabriele Narr (Mitte, stehend) begleiten die Kinder und geben Hilfestellung.

NEUTRAUBLING. Feuer, Wasser, Erde, Luft: Mit den vier Elementen beschäftigten sich Buben und Mädchen der Hauptschule Neutraubling und der Bischof-Wittmann-Schule. In einem gemeinsamen Kunstprojekt kamen sich behinderte und nicht behinderte Kinder näher.

Der gemeinsame Nachmittag an der Hauptschule fand im Rahmen des Projekts "Crescende" statt, das der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte Regensburg organisiert. Unter dem Motto "Künstler arbeiten mit Behinderten" fördert der Verein die Arbeit mit Behinderten auf vielerlei Weise. Das Projekt an der Hauptschule leitete Kunsterzieherin Claudia Graf. Über den Kunst- und Gewerbeverein, in dem sie seit vielen Jahren Mitglied ist, erfuhr sie von der Idee. Die Lehrerin nahm den Faden sofort auf. "Ich war fasziniert von dem Gedanken, mit behinderten Kindern zu arbeiten und neugierig, in welcher Weise man mit ihnen arbeiten kann."

Intuitiv den Partner gesucht


In das Projekt integrierte sie ihre Neutraublinger Schüler aus der 5. Klasse. Je ein Hauptschüler und ein Schüler aus der Bischof-Wittmann-Schule arbeiteten in einer Kleingruppe zusammen. Ihre Aufgabe war es, zusammen ein Bild zu malen, das eines der vier Elemente darstellt.
Gleich zu Beginn gab es eine Überraschung: "Die behinderten Kinder durften sich ihre Partner selbst aussuchen", erzählt Graf. "Dabei wählten sie intuitiv denjenigen, der charakterlich am besten zu ihnen passte". Der Unruhigste suchte zum Beispiel den Gutmütigsten aus, so dass sich die beiden optimal ergänzten. Für die Hauptschüler ist das Projekt laut Graf eine wichtige Erfahrung. "Sie müssen Rücksicht auf ihre geistig behinderten Partner nehmen und auch mal zurückstecken können." Bei der gemeinsamen Arbeit stellte sich heraus, dass die nicht behinderten Schüler ihren Partnern gar nicht soweit voraus waren. "Die behinderten Kinder waren oft die kreativeren", berichtet Graf.

"Eine tolle Erfahrung"

Dass es für die Schüler der Bischof-Wittmann-Schule eine tolle Erfahrung war, zusammen mit den Hauptschülern zu malen, sah man an den strahlenden Augen der Viert- und Sechstklässler. "Die Kinder nahmen sofort Kontakt untereinander auf, es gab keine Berührungsängste", erzählt Gabriele Narr, Erzieherin an der Bischof-Wittmann-Schule, die das Projekt begleitete. Die Hauptschüler hätten ihre Schützlinge sehr freundlich aufgenommen. "Sie haben es auch von selbst geschafft, das richtige Maß zwischen Hilfestellung und freier Arbeit zu finden", freut sich Narr. Doch genauso wie die Kinder von der Bischof-Wittmann-Schule waren die Neutraublinger Hauptschüler von dem Projekt begeistert. Der Ansturm war so groß, dass Einige nicht mehr mitmachen konnten, weil die intensive Betreuung nur in kleinen Gruppen möglich ist.
Das Projekt läuft mit einem dritten gemeinsamen Nachmittag aus. "Wir können uns allerdings vorstellen, die Zusammenarbeit auch über Crescende hinaus fortzusetzen", sind sich Graf und Narr einig. Denn sie wollen mehr gesunden und behinderten Schülern die Möglichkeit geben, miteinander und voneinander zu lernen.

Text und Fotos: Susanne Harrer, Mittelbayerische Zeitung, Neutraubling

 

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