Gemeinsame Projekte Künstler und Behinderte

Verantwortung für "Integration" in der Kulturmeile an der Donau

Crescende-Künstler der Caritas installieren Aufgabe für behinderte Jugendliche


Am 13. Oktober haben die Jugendlichen vom offenen Treff des Diözesan-Caritasverbandes ihr Kunstwerk "Integration" in der Kulturmeile an der Donau aufgestellt.

Meint es die Gesellschaft auch ernst mit dem Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen? Die 2,70 Meter hohe Gruppe „Integration“ mit drehbaren Holztafeln an vier Metallsäulen soll es zeigen. Beim Künstlerprojekt Crescende, das der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte e. V., Regensburg, zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen organisiert hat, haben behinderte Jugendliche vom Caritasverband das Kunstwerk erstellt. Am Montag wurde es in der Kulturmeile an der Donaulände im Regensburger Hafen aufgebaut.

Drehbare Holztafeln

25 Kilogramm schwere Holztafeln sind drehbar an kräftigen Metallsäulen befestigt. Eine rechteckige, eine quadratische, eine dreieckige und eine runde Tafel aus Lärchenholz versinnbildlichen „die Norm“ in unserer Gesellschaft, betont Holzbildhauer Erich Brunner aus Siegenburg. Er hat das Werk zusammen mit Jugendlichen aus der offenen Behindertenarbeit des Diözesan-Caritasverbandes geschaffen. „Heuer, im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, ist das Holz ganz neu und noch schön“, erklärt der Künstler. „Was bleibt hängen“, fragt er, wenn das Holz mit den Jahren verwittert?

Die Holztafeln in unregelmäßigen Formen sollen das Anderssein darstellen. Diese haben die behinderten Jugendlichen mit Stemmeisen und Schnitzmessern, mit Hammer und Schleifpapier bearbeitet und dann mit Farben bunt bemalt. Ein Schloss mit Sonne, eine Ritterburg, Mond und Sterne, Herzen, Blätter und Blumen, ein Flieger, ein kleiner Smart, Bäume und Wolken, eine Disco und eine Kirche, viele schöne Sommererlebnisse sind auf den wuchtigen Tafeln zu sehen. Die europäische Fahne ist nicht nur mit Sternen, sondern „mit zahlreichen netten Symbolen dargestellt“. Wenn den behinderten Jugendlichen von der Caritasgruppe neue Ideen kommen oder spätestens wenn die Farben verblassen, dann sind sie in die Verantwortung genommen, dann müssen sie wieder angreifen und das Kunstwerk erneuern oder anders gestalten, betont der Künstler. Damit bleibt „Integration“ eine ständige Aufgabe.

Anerkennung für Gruppe von der Caritas

Bürgermeisterin Petra Betz zollte der Gruppe um Referatsleiter Konrad Kett und Betreuer Klaus Klein vom Diözesan-Caritasverband Respekt und Anerkennung. „Das Kunstwerk zeigt die Freude und Begeisterung, mit der sich behinderte Jugendliche nicht nur im kreativen Schaffen, sondern in allen Lebensbereichen einbringen." Sie wünscht bei der Pflege und weiteren Ausgestaltung des Kunstwerkes viele gute Ideen, damit „Integration“ als ständiges Anliegen Früchte trage.

Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Piendl freut sich, dass die behinderten Menschen mit der Arbeit beim Projekt „Crescende“ Gelegenheit hatten, zu zeigen, was sie zu Stande bringen können. Sie hätten die Projektarbeit „als Aufgabe angenommen, etwas auf die Beine gestellt und dabei einander bereichert“. Alle Künstler dürften stolz sein auf das gemeinsame Kunstwerk.


Konrad Kett und Klaus-Dieter Klein vom Diözesan-Caritasverband schenken in der Kulturmeile an der Donau zum "Richtfest" von "Integration" Sekt ein.

Die behinderten Künstler mit ihrem Betreuer Klaus Klein strahlten vor Freude, weil sie ihr gemeinsames Kunstwerk der Öffentlichkeit zeigen dürfen. Sie hoffen, dass es nur der Anfang eines „stetig miteinander Wachsens“ ist. Sie dankten ausdrücklich allen, die dieses Projekt ermöglicht haben.

Beim Künstlerprojekt „Crescende – wachse!“ sind weit über 100 Kunstobjekte mit Gemälden, Installationen, Tonkunst, Musik und Tanz entstanden. Fast 40 Künstlerinnen und Künstler arbeiteten mit über 150 behinderten Menschen und in integrativen Gruppen aus insgesamt elf Einrichtungen der ganzen Region bei Crescende mit, das auch überregional schon viel Aufmerksamkeit und Bewunderung erfahren hat. Die Ergebnisse sind am Freitag im Kulturspeicher im Regensburger Hafen (nahe der Nibelungenbrücke) von 8 bis 17 Uhr öffentlich ausgestellt. Ab 19 Uhr findet im Kulturspeicher ein Präsentationsabend statt, bei dem neben einer PC-Präsentation über das gesamte Projekt Lieder, Tänze und Instrumentalstücke vorgestellt werden, die bei Crescende entstanden sind. Eine ganze Reihe der Kunstwerke ist auch käuflich zu erwerben. Die Veranstaltung ist öffentlich. Der Eintritt zu Ausstellung und Präsentationsabend ist frei. Spenden zur Finanzierung des Projektes und für das Therapeutische Reiten, das der Verein für behinderte Menschen anbietet, sind erbeten.

Text und Fotos: Engelbert Weiß

 

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